15  Schritt 4: Dein Portfolio pflegen

Du hast dir dein eigenes Portfolio aufgebaut. Du weißt, wie du ein Basis-Portfolio wählst, Faktorstrategien beimischt und deine finanziellen Ziele definierst. Jetzt kommen wir zu einem Punkt, den fast alle Anfänger unterschätzen – der Pflege deines Portfolios.

„Pflegen“ klingt nach Arbeit. Fast schon nach Gartenarbeit. Und genau das ist ein gutes Bild: Ein Portfolio ist kein Feuerwerk, das man einmal zündet. Es ist eher ein kleiner Garten. Man pflanzt etwas, gießt es regelmäßig und schneidet es ab und zu zurecht – aber man gräbt nicht jeden Tag alles wieder aus.

Dieses Kapitel zeigt dir genau, wie wenig Aufwand du eigentlich brauchst – und wie wichtig die richtigen Rituale sind. Du lernst:

👉 Was Rebalancing wirklich bedeutet (ohne Mathe)
👉 Welche Regeln dir langfristig helfen
👉 Warum Krisen normal sind – und wie du sie überstehst
👉 Wie ein Jahresplan für Anleger aussehen kann
👉 Was Profis tun – und was du davon übernehmen solltest

Dies ist das Kapitel, das dich vom „Jemand, der investiert“ zum „Jemand, der ein System hat“ macht.

15.1 Warum Portfolio-Pflege wichtig ist – und warum die meisten sie vergessen

Die meisten Menschen investieren einmal – und lassen es dann laufen. Das ist grundsätzlich gut. Aber ganz ohne Pflege geht es nicht. Dein Portfolio entwickelt sich, verschiebt sich, wächst in manchen Bereichen schneller und in anderen langsamer.

Drei Dinge passieren unweigerlich:

  1. Einige Positionen wachsen stärker als andere. Vielleicht läuft dein Welt-ETF super, aber dein Value-ETF hängt hinterher.

  2. Dein Risiko verändert sich unbemerkt. Wenn ein Baustein zu groß wird, kann dein Depot plötzlich ganz anders reagieren als geplant.

  3. Deine persönlichen Ziele verändern sich. Was heute noch perfekt passt, ist vielleicht in drei Jahren nicht mehr optimal.

Portfolio-Pflege bedeutet:

Du bringst dein Depot regelmäßig zurück in eine sinnvolle, für dich passende Form – ohne Stress, ohne Bauchgefühl, ohne Panik.

15.2 Das Prinzip des Rebalancing – einfach erklärt

Rebalancing klingt technisch – aber es ist eigentlich extrem simpel.

Du legst eine Startgewichtung fest. Beispiel:

  • 80 % Welt-ETF
  • 10 % Value
  • 10 % Momentum

Jetzt entwickelt sich das Depot über ein Jahr:

  • Welt-ETF steigt → 83 %
  • Momentum steigt stark → 12,5 %
  • Value bleibt zurück → 7,8 %

Nichts Dramatisches. Aber dein Portfolio ist jetzt nicht mehr das Portfolio, das du eigentlich wolltest. Momentum ist stärker geworden, Value kleiner. Wenn du Momentum-Fan bist: Glückwunsch! Wenn du ein kontrolliertes Risiko möchtest: nicht ideal.

Rebalancing bedeutet:

👉 Du bringst die Anteile zurück auf ihre ursprüngliche Gewichtung.

Du verkaufst also nicht „weil eine Aktie gefallen ist oder weil du glaubst, der Markt dreht“ – sondern einfach, weil du zu deiner langfristigen Strategie zurückkehrst.

Das ist der entscheidende Punkt: Rebalancing ist emotionslos. Es ist eine Regel, kein Gefühl.

15.3 Warum Rebalancing deine Rendite verbessern kann

Ein überraschender Punkt: Rebalancing ist nicht nur Risikokontrolle – es kann deine langfristige Rendite erhöhen.

Warum?

Weil du automatisch:

  • Gewinner leicht verkleinerst (teuer)
  • Verlierer leicht vergrößerst (günstig)

Du kaufst also systematisch günstig zu, ohne „Market Timing“ betreiben zu müssen. Und du verkaufst leicht teurer, ohne Marktpsychologie-Tricks.

Dieser Effekt ist besonders stark bei:

✔ Weltportfolios
✔ Faktorstrategien
✔ Strategien mit verschiedenen Risikoklassen
✔ Aktien + Anleihen-Mischungen

Viele Anfänger glauben, Rebalancing kostet Rendite, weil man Gewinner verkauft. Der Punkt ist: Du verkaufst nie alles. Du schneidest nur leicht zu.

Wie beim Heckenschnitt: Nicht abholzen, nur formen.

15.4 Wie oft solltest du rebalancen?

Es gibt zwei gängige Methoden. Beide sind einfach, funktionieren und sind unter Privatanlegern wie Profis beliebt.

Methode 1: Zeitbasiert – 1x im Jahr

Einmal jährlich das Portfolio anschauen und zurücksetzen. Vorteile:

  • Sehr wenig Aufwand
  • Keine ständige Aufmerksamkeit nötig
  • Psychologisch einfach
  • Wissenschaftlich gut belegt

Fast alle Anfänger können hier starten. Ein Tag pro Jahr – fertig.

Methode 2: Schwellenbasiert – 20–25 % Abweichung

Beispiel: Du willst 10 % Momentum. Dein Schwellenwert ist 25 %. Also darf Momentum zwischen 7,5 % und 12,5 % schwanken.

Erst wenn diese Grenze überschritten wird, rebalancierst du.

Vorteile:

  • Bewegt sich nur, wenn es wirklich nötig ist
  • Meist weniger Transaktionen
  • Sehr logisch im Faktorinvesting

Das ist die Methode, die viele Robo-Advisors im Hintergrund nutzen.

Welche Methode ist besser?

Für Anfänger: 👉 Einmal im Jahr.

Für Fortgeschrittene oder Faktor-Fans: 👉 Schwellenbasiert.

Für Perfektionisten: 👉 Eine Mischung aus beidem (z. B. jährlicher Check + Rebalancing bei starken Abweichungen).

15.5 Wie Lisa und Samir ihr Rebalancing planen

Die beiden Hauptfiguren aus den früheren Kapiteln begleiten uns wieder – und sie stehen für typische Anlegertypen.

Lisa: Die Zielorientierte

Sie mag klare Regeln. Deshalb wählt sie:

  • Rebalancing einmal pro Jahr am 1. Januar
  • Entscheidung am selben Tag für beide Konten (ETF + Tagesgeld)
  • 30 Minuten Zeit, Fokus, Kaffee

Für sie ist das Ritual wichtig. Klarer Termin, klare Struktur.

Samir: Der Vorsichtige

Samir entscheidet sich für die 25%-Regel. Er ist analytischer und mag es, dass er nur dann eingreift, wenn etwas „nicht mehr passt“.

Er gibt sich selbst eine einfache Tabelle:

Baustein Soll Minimum Maximum
Welt-ETF 80 % 64 % 96 %
Low Risk 20 % 15 % 25 %

Das reicht völlig. Einmal im Quartal schaut er, ob etwas außerhalb der Spanne liegt. Wenn nicht: nichts tun.

Was wir aus beiden lernen

  • Lisa zeigt: Disziplin schlägt Perfektion.
  • Samir zeigt: Kontrollen geben Sicherheit, müssen aber nicht kompliziert sein.

Du kannst dich an die Figur halten, die dir ähnlicher ist. Beide Methoden funktionieren.

15.6 Die wichtigsten Regeln für ein ruhiges Investor-Leben

Viele Anfänger haben Angst, dass sie beim Investieren ständig etwas tun müssen. In Wahrheit ist es umgekehrt:

👉 Je weniger du tust, desto besser.
👉 Je klarer deine Regeln sind, desto entspannter wirst du.

Hier kommen die fünf goldenen Regeln für die Portfolio-Pflege:

Regel 1: Lege feste Rebalancing-Termine fest. Ob jährlich oder schwellenbasiert – egal. Wichtig ist, dass du eine klare Regel hast.


Regel 2: Dokumentiere deine Strategie. Am besten in einer kleinen Datei, Notizapp oder PDF. Schreibe hinein:

  • deine Zielgewichte
  • deine Faktoren
  • deine Rebalancing-Regel
  • deine langfristigen Ziele

Warum? Weil du in einer Krise sonst vergisst, warum du etwas tust.


Regel 3: Nimm die Emotion raus. Wenn dein Portfolio fällt, fühlt es sich falsch an. Wenn es steigt, fühlt es sich übertrieben gut an.

Beides täuscht.

Deshalb: Halte dich an deine Regeln, nicht an dein Bauchgefühl.


Regel 4: Vermeide unnötige Änderungen.

Neues YouTube-Video gefunden? Kumpel erzählt von einem „krassen ETF“? Influencer sagt, Value sei tot?

Ignoriere es.

Ändere dein System nicht wegen kurzfristiger Trends.


Regel 5: Bewahre deine Strategie in Krisen besonders gut.

Die Phase, in der dein Portfolio fällt, ist die Phase, in der du nichts ändern darfst, außer Rebalancing. Nichts ist gefährlicher als Handeln aus Angst.

15.7 Der Umgang mit Krisen: Die Kunst, nicht auszurasten

Es klingt dramatisch – aber fast jeder Anleger erlebt irgendwann einen Moment, in dem er denkt:

„Ich muss jetzt alles verkaufen. Das geht runter. Ich verliere sonst alles.“

Dieser Gedanke ist menschlich – aber falsch.

Krisen sind normal. Mehr noch: Krisen gehören zwingend zu deiner Rendite. Ohne Krisen gäbe es keine Chance auf langfristiges Wachstum.

👉 Drei Dinge solltest du in Krisen unbedingt wissen:

1. Märkte erholen sich fast immer schneller, als du glaubst

Nach jeder Krise der letzten 100 Jahre gab es irgendwann eine Erholung – oft innerhalb weniger Monate.


2. Panikverkäufe sind die teuerste Anlageentscheidung der Welt

Der typische private Anleger erzielt schlechtere Renditen als der Markt, nicht weil er schlecht investiert – sondern weil er in Krisen falsch reagiert.


3. Deine Rebalancing-Regeln funktionieren auch in Krisen

In einer Krise machst du selten etwas anderes als:

  • einzelne Positionen etwas nachkaufen
  • das System weiterlaufen lassen

Das Nachkaufen fühlt sich komisch an („alles steht im Feuer“), aber genau das ist langfristig klug.

15.8 Ein Jahresplan für Anleger – einfach, klar, realistisch

Viele Anfänger fragen: „Was genau soll ich das Jahr über tun?“

Hier deine Antwort: ein einfacher, eleganter Jahresplan, der maximal 2–4 Stunden pro Jahr dauert.

Januar: Rebalancing

👉 Prüfen, ob Gewichte passen
👉 Falls nötig: Rebalancing durchführen
👉 Dokumentation aktualisieren


April: Ziel-Check

👉 Hat sich etwas verändert?

  • Gehalt?
  • Sparrate?
  • Lebenssituation?

Wenn ja: Sparrate anpassen, aber nicht die Strategie.


Juli: Halbjahres-Check

👉 Sind alle Einzahlungen gelaufen?
👉 Läuft der Sparplan?
👉 Keine Gewichtskontrolle – nur Funktionstest.


Oktober: Technik-Check

👉 Depotzugang
👉 Steuerunterlagen
👉 Sparplananpassungen

Vier kleine Termine – mehr braucht es nicht.

In den bisherigen Abschnitten dieses Kapitels hast du gelernt, warum Portfolio-Pflege ein unverzichtbarer Bestandteil langfristigen Investierens ist, wie Rebalancing funktioniert und wie du mit einfachen Regeln ein stabiles System entwickelst. Nun geht es darum, wie du mit schwierigen Phasen umgehst, welche psychologischen Fallen auftreten und wie du dein ganz persönliches „Anlage-Regelwerk“ formulierst.

Denn seien wir ehrlich:

Investieren ist selten wegen der Mathematik schwierig. Investieren ist schwierig, weil wir Menschen schwierig sind.

Die folgenden Abschnitte zeigen dir, wie du dich selbst austricksen kannst – im besten Sinne.

15.9 Wenn die Märkte verrücktspielen – dein Krisen-Kompass

Es wird Momente geben, in denen du dein Depot öffnest und Zahlen siehst, die dir ein flaues Gefühl im Bauch geben. Minus 8 %. Minus 14 %. Vielleicht sogar minus 25 %. Das fühlt sich an wie ein Stich in der Magengrube.

Doch bevor wir über Strategien sprechen, lass uns eine Sache klären:

👉 Krisen sind Teil der Rendite, nicht der Fehler im System.

Was bedeutet das?

Wenn es nie Krisen gäbe, wären Aktien sicher wie Tagesgeld – aber Tagesgeld bringt kaum Rendite. Die Belohnung, die du langfristig bekommst, ist der Preis dafür, dass du Krisen aushältst.

Also: Die Schwankungen sind die Rendite.

15.10 Die wichtigste Regel in Krisen: Nicht vorschnell handeln

Die meisten Anleger verlieren nicht wegen falscher ETFs Geld. Sie verlieren wegen Panik.

Ein klassischer Ablauf:

  1. Markt fällt – leichtes Unwohlsein
  2. Markt fällt stärker – Angst
  3. Social Media wird panisch – Zweifel
  4. Freunde erzählen von Verkäufen – Unsicherheit
  5. Du verkaufst – Erleichterung
  6. Markt dreht wieder – Entsetzen

Dieser Zyklus ist so häufig, dass Studien zeigen: Der durchschnittliche Anleger schneidet rund 3 % pro Jahr schlechter ab als der Markt – nur wegen Verhalten.

Deshalb:

Dein größter Gegner ist nicht der Markt. Dein größter Gegner bist du selbst.

15.11 Der 3-Schritte-Krisen-Kompass

Um dich in turbulenten Phasen zu schützen, brauchst du kein Glas Wein, keinen Spaziergang (obwohl es hilft) und keine komplizierten Charts.

ABB. 15.1: Rebalancing und Krisen-Kompass

Du brauchst drei einfache, psychologisch starke Schritte:


Schritt 1: Atmen & Abstand gewinnen

Bevor du handelst: 1–2 Minuten tief atmen. Kurz den Bildschirm schließen. Einen Kaffee holen.

Dein Gehirn schaltet von „Panikmodus“ auf „Vernunftmodus“ um.


Schritt 2: Das eigene Regelwerk öffnen

In Kapitel 11 hast du deine Ziele definiert. In Kapitel 12 dein Basis-Portfolio. In Kapitel 13 deine Faktor-Bausteine. In Kapitel 14 dein Rebalancing-Modell.

All das steht idealerweise in deinem Anlage-Regelwerk – einer kleinen Datei, in der du festgehalten hast:

  • Deine Zielgewichte
  • Deine Rebalancing-Regel
  • Deine Risikoeinschätzung
  • Deine Sparrate
  • Deine „Don’ts“

Wenn du dieses Regelwerk liest, erinnert es dich an deinen Plan, an deine Logik, an dein „Warum“.

Regeln > Emotionen. Immer.


Schritt 3: Nur eines prüfen: Liegt eine Rebalancing-Schwelle vor?

Alle anderen Fragen („Ist die Krise besonders schlimm?“, „Soll ich jetzt Value kaufen?“, „Stürzt der Markt weiter?“) führen zu Chaos.

Prüfe nur Folgendes:

👉 Sind die Zielgewichte so weit verschoben, dass meine Rebalancing-Regel greift?

Falls ja → rebalancen. Falls nein → gar nichts tun.

Das ist der elegante Trick:

Du gibst deiner Krisenreaktion ein mechanisches Ventil.


15.12 Die Psychologie hinter gutem Rebalancing

Es gibt einen Grund, warum Profis Rebalancing lieben: Es zwingt uns zu rationalem Verhalten, das uns sonst extrem schwerfallen würde.

👉 Warum fällt Disziplin so schwer?

Weil:

  • Verluste psychologisch doppelt so stark schmerzen wie Gewinne freuen
  • unser Gehirn Gefahren überbewertet
  • Menschen „sofortige Sicherheit“ attraktiver finden als „langfristige Chancen“

In Krisen schätzt unser Gehirn die Lage falsch ein – weil es nicht zwischen „Börse“ und „Gefahr fürs Überleben“ unterscheiden kann.

Rebalancing ist die Brücke zwischen Biologie und Finanzlogik. Es ist wie ein Sicherheitsgurt für deine Entscheidungen.

15.13 Wann du lieber nicht rebalancen solltest

Es gibt drei Situationen, in denen du bewusst nicht rebalancen solltest — selbst wenn die Regel das eigentlich vorgibt.


1. Steuerfalle vermeiden

Wenn du außerhalb eines steuerfreien Kontos investierst, kann Rebalancing Verkäufe auslösen. Prüfe kurz die steuerlichen Folgen. Oft lohnt es sich, nur durch Neu-Käufe nachzujustieren.


2. Sehr kleine Beträge

Wenn es um Beträge im zweistelligen Bereich geht, lohnt sich die Transaktion manchmal nicht. Hier kannst du einfach abwarten oder durch Sparraten nachregeln.


3. Marktausfälle oder illiquide Phasen

In extremen Marktphasen (z. B. Börsenpaniken oder technische Probleme) ist es klug, nicht zu handeln. Solche Phasen dauern meist nur Stunden oder wenige Tage.

15.14 Wie du Panik erkennst – und stoppst

Viele Anleger merken gar nicht, dass sie im „Panikmodus“ sind. Hier einige typische Warnsignale:

  • Du schaust häufiger als 2x am Tag ins Depot
  • Du liest plötzlich sehr viele Marktnews
  • Du änderst deine Sparrate „vorsorglich“
  • Du suchst nach Ausstieg-Signalen
  • Du vergleichst dich mit anderen
  • Du verlierst den Bezug zu deinem langfristigen Plan

Wenn du eines dieser Signale bemerkst, solltest du kurz innehalten und dich fragen:

„Wenn ich heute 10 Jahre in die Zukunft springen könnte – würde ich dann wollen, dass ich jetzt panisch handele?“

In 99 % der Fälle lautet die Antwort: Nein.

15.15 Dein persönliches Anlage-Regelwerk erstellen

Jetzt kommt einer der wertvollsten praktischen Schritte dieses Buches: Du erstellst dein eigenes Regelwerk. Damit legst du fest, wie du handelst – auch dann, wenn du emotional nicht klar siehst.

Ein gutes Regelwerk enthält:


1. Deine Ziele

Warum investierst du? Kurz, klar, messbar.

Beispiele:

  • „Ich investiere für finanzielle Freiheit in 25 Jahren.“
  • „Ich möchte eine Sicherheit für meine Familie aufbauen.“
  • „Ich investiere für die Ruhe, nicht für den Kick.“

2. Deine Sparrate

Monatlich, quartalsweise oder flexibel. Wichtig ist: Sie steht fest.


3. Dein Basis-Portfolio

Das Grundgerüst aus Kapitel 12.


4. Deine Faktor-Bausteine (falls vorhanden)

Z. B.:

  • 10 % Momentum
  • 10 % Low Risk
  • oder 15 % Value

5. Deine Rebalancing-Regel

  • jährlich oder
  • schwellenbasiert (z. B. ±25 %) oder
  • Kombination (z. B. jährlicher Check + Schwellenrebalancing)

6. Deine Don’ts

Mindestens drei „Ich mache NICHT…“-Regeln.

Beispiele:

  • „Ich kaufe nie wegen Social Media nach.“
  • „Ich verkaufe nie aufgrund von Angst.“
  • „Ich ändere meine Strategie nicht spontan.“

Diese Regeln schützen dich mehr als jeder ETF.


7. Krisen-Notfallplan

Was machst du, wenn es wirklich kracht?

Beispielsweise:

  • Nicht ins Depot schauen
  • Spaziergang
  • Gespräch mit einer vertrauensvollen Person
  • Regelwerk öffnen
  • Nur die Rebalancing-Regel prüfen

8. Jahresplan

Vier Mini-Termine im Jahr (wie oben beschrieben).

Diese kleine Datei ist wie ein Vertrag zwischen deinem heutigen, klugen Ich und deinem zukünftigen, gestressten Ich.

15.16 Ein visuelles Pflege-Modell: Der „Finanzgarten“

ABB. 15.2: Der Finanzgarten

Um das Konzept zu verankern, hilft vielen Lesern eine Grafik oder einfache Analogie. Stell dir dein Portfolio vor wie einen Garten:


🌱 Die Pflanzen

Das sind deine ETFs und Faktorbausteine. Sie wachsen von allein – du musst sie nicht täglich anfassen.


💧 Das regelmäßige Wasser

Das ist deine Sparrate. Ohne Wasser kein Wachstum, aber du musst nicht jeden Tag gießen.


✂️ Der Heckenschnitt (Rebalancing)

Hier bringst du Ordnung rein. Nicht zu oft, nicht zu selten – einmal im Jahr oder nach Bedarf.


🧱 Der Gartenzaun (Regelwerk)

Er schützt dich vor äußeren Einflüssen: Nachrichten, Angst, Panik, Gier.


🌦️ Das Wetter (Marktzyklen)

Du kannst es nicht kontrollieren. Aber du kannst vorbereitet sein.

15.17 Was du aus diesem Kapitel mitnehmen solltest

Dieses Kapitel war eines der wichtigsten des gesamten Buches. Warum?

Weil die Pflege deines Portfolios darüber entscheidet, ob du langfristig erfolgreich bist – oder zu den vielen Anlegern gehörst, die durch Panikverhalten ihre Rendite zerstören.

Hier die Kernpunkte:

👉 Ein Portfolio braucht **wenig**, aber **regelmäßige** Pflege.
👉 Rebalancing ist ein mächtiges Werkzeug, das Risiko kontrolliert und Rendite verbessern kann.
👉 Krisen gehören dazu – sie **sind** Teil der Rendite.
👉 Dein größter Gegner ist nicht der Markt, sondern deine Emotion.
👉 Ein klares, persönliches Regelwerk schützt dich in stürmischen Zeiten.
👉 Kleine Rituale wie der Jahresplan machen dich verlässlich und entspannt.
👉 Portfolio-Pflege ist keine Belastung – sie ist ein Befreiungswerkzeug.

15.18 Zum Nachdenken

„Wenn du in guten Zeiten keine Regeln hast, wirst du in schlechten Zeiten keine Chance haben.“

Oder in anderen Worten: Du musst den Regenschirm vor dem Regen kaufen, nicht währenddessen.

Viele Anleger glauben, dass sie in Krisen schon „irgendwie“ richtig reagieren werden. Die Wahrheit ist: Du reagierst so, wie du dich vorher strukturiert hast. Investieren ist ein Charakter-Training – und Portfolio-Pflege ist der Ort, an dem du diesen Charakter entwickelst.

15.19 Ausblick

Im nächsten Kapitel gehen wir noch tiefer in die Investment-Praxis: Du lernst, wie du deine Performance misst, ohne Mathematik studieren zu müssen. Wir erklären:

👉 wie du die Qualität deines Portfolios überprüfst
👉 was Drawdowns bedeuten
👉 wie du echte Fortschritte erkennst (statt nur kurzfristige Gewinne)
👉 und warum Performance messen nicht nur eine Zahl ist, sondern ein wichtiges Feedback-System

Kapitel 16 ist eine perfekte Mischung aus Praxis, Motivation und Klarheit – und es wird dir helfen, deine Fortschritte sichtbar zu machen.